Trio mit fünf Schienen

Der Mittagszug, heute bespannt mit der V 51 der PRESS rollt langsam am gut besuchten Biergarten vorbei.

Wie kommen eigentlich die neuen Schienen auf Ihrer LGB Bahn zu den Gleisarbeitern? Reinhold Braun hat einen Wagenverbund aus drei Run-genwagen für den Schienentransport auf Schmalspurbahnen gebaut.

Kleines Vorbild, großer Nachbau: Die Idee für den Schienentransportwagen stammt vom Märklin HO-Modell 45095.

Die Idee zum Bau eines dreiteili­gen Schienentransportfahrzeugs stammte nicht wie bei den meisten Bautipps in der LGB Depesche von einem konkreten Vorbild einer Schmal­spurbahn, sondern von einem Märklin Modell. Konkret vom HO-Wagen 45095, einem Verband aus drei Flachwagen, die mit Abstandsbalken aneinandergekup­pelt sind. Der Dreierwagen übernimmt den Transport von langen Schienenpro­filen. Als Ladegut montiert Märklin acht Schienen auf dem Wagen. Sie sind aus flexiblem Kunststoff und dadurch beweg­lich, sodass sie auch Kurvenfahren prob­lemlos bewältigen können. Was Märklin im H0-Format anbietet, lässt sich mit überschaubarem Aufwand auch als drei­teiliger Schienentransportwagen in Spur G erschaffen. Mit seiner Länge von fast einem Meter macht er einiges her.

Ausgangsmaterial

Als Basismaterial für den Schienentrans­portwagen eignen sich die 25 Zentimeter langen LGB Rungenwagen der Deutschen Reichsbahn. Drei Wagen werden benö­tigt. Drehschemel und Drehbalken wer­den vom LGB Drehschemel-Lorenwagen (LGB 4050/40500) übernommen. Die Wagen werden mit Waldbahnkupplun­gen ausgestattet und mithilfe von zwei Kupplungsbalken miteinan­der verbunden. Die Kupp­lungsbalken werden im Eigenbau hergestellt. Alternativ lassen sich auch Kunststoff­balken aus den Logging-Trucks von LGB verwenden. Optische Details wie etwa eine Platte mit Schraubenköp­fen oder Nietenattrappen ergänzt man je nach Wunsch. Die Fahreigenschaften des Langwagens lassen sich durch kugelgela­gerte Radsätze (LGB 67403) verbessern.

Art.45000 DR Rungenwagen

Art.4050 Dreh-schemelwagen

Diese Teile werden benötigt

  • Wagen: Drei Rungenwagen, LGB 45000, 45002, 45003 oder 40554

  • Drehschemel: Drei Drehschemel mit Drehbalken aus den Lorenwa­gen mit Drehschemel LGB 4050 oder LGB 40500

  • Kupplungen: Waldbahn Kupplungsset, LGB 64777 (Link & Pin-Kupplungen)

  • Kuppelbalken: Holzleiste, Größe 100 x 11 x 7 mm, plus Messingdraht, 2 mm Durchmesser

  • Ladung: Schienenprofile aus Kunststoff (Maquett G 460-58), Länge 1.000 mm

  • Radsätze: Drei kugelgelagerte Radsatzpaare, LGB 67403

  • Ballastgewicht: 3 x ca. 0,77 Kilogramm Ballast aus Stahl oder ande­rem Material

  • Farbe: Modellbaufarbe Seidenmatt-Schwarz

Bauphase 1: 

Drehplatten und Drehbalken anbringen

Zur Montage von Trägerplatten, Dreh­platten und Drehbalken sowie zur weite­ren Bearbeitung des Chassis werden die Wagen und die Drehschemel in ihre Ein­zelteile zerlegt und die Bremsschlauchat­trappen abgebaut. Nachdem die Träger­platten mit den Drehschemeln aus dem Originalmodell ausgebaut sind, werden sie auf dem Rungenwagen befestigt. Aus optischen Gründen erfolgt der Einbau an­ders als beim Original-Drehschemelwa­gen. Die Trägerplatten werden nicht längs in Fahrtrichtung, sondern quer eingebaut. So ist die Platte in beladenem Zustand auf dem Wagen besser zu erkennen. Um den Drehschemel stabil auf dem Wagen zu befestigen, wird die Trägerplatte mit dem Drehschemel nicht nur aufgeklebt, sondern man verwendet zusätzlich die Verankerungszapfen der Platte. Dadurch sitzt der Drehschemel deutlich stabiler auf dem Wagen. Da die Trägerplatte mit ihren Zapfen asymmetrisch ist, ist der Ein­bau etwas diffizil. Der Einsatz eines Feld­bahnloren-Aufbaus aus dem Lorenwagen (LGB 4050 oder 40500) als Bohrschablone erleichtert die Arbeit. Doch aufgepasst: Der Spritzansatz an der Lore verführt zur Annahme, dort sei die Mitte. Das stimmt nicht, sie ist um zwei Millimeter in der Längsachse verschoben. Um die Feld­bahnloren-Bohrschablone mittig auf den Rungenwagenaufbau einsetzen zu kön­nen, wird durch die Mitte der Trägerplatte in den Lorenaufbau ein 1-Millimeter-Loch gebohrt. Anschließend wird ein Loch in gleicher Größe in die Mitte des Rungenwagenaufbaus gebohrt. Ein kleiner Stift wird in die Rungenwagenbohrung gesteckt und anschließend die Lorenwagen Scha­blone so aufgelegt, dass der Stift Kontakt.

Präzise Bohrung: Um die Verankerungs­zapfen präzise auf den Aufbau des Run­genwagens setzen zu können, wird der Aufbau der Feldbahnloren als Schablone genutzt.

Aussägen & Feilen: Im Chassis des Run­genwagens wird das Mittelteil ausgesägt. An seine Stelle wird später das Zusatz­gewicht eingesetzt.

zum Bohrloch in der Schablone hat. Die Bohrschablone wird rechtwinklig auf dem Rungenwagen positioniert Jetzt las­sen sich die Haltelöcher für die Zapfen auf der Trägerplatte markieren. Mit einem 3­Millimeter-Bohrer werden anschließend die Löcher für die Zapfen der Trägerplatte in den Rungenwagen gebohrt. Die Zapfen der Trägerplatte werden in die Löcher ge­steckt, zusätzlich wird die Trägerplatte mit einem Kunststoffkleber (zum Beispiel: Technicoll TC 8008) am Rungenwagenauf­bau verklebt.

Bauphase 2:

Einbau und Umbauten im Chassisbereich

Unser Transportgut, fünf Schienenprofi­le aus Kunststoff, sind zwar nicht beson­ders schwer, sie besitzen aber eine nicht zu vernachlässigende seitliche Hebel­kraft. Aus Gründen der Betriebssicher­heit müssen deshalb die drei Wagen mit Ballastgewichten beschwert werden. Die Zusatzgewichte werden zwischen den Achshaltergestellen eingebaut. Nach di­versen Testläufen wurde ein Mindestbal-

lastgewicht von 770 Gramm pro Wagen ermittelt Um diese Masse in recht kom­pakter Form bereitzustellen, wird mög­lichst schweres Metall eingesetzt Man be­nötigt einen Block in der Größe von 71 x 44 x 22 Millimetern. Damit passt er optimal ins mittlere Feld des Chassis. Der Ballast­block wird am Chassis und Rungenaufbau befestigt. Um eine gleichmäßige Klebeflä­che zu erhalten, müssen zuvor die Spritz­gussansätze unter dem Wagenaufbau plangeschliffen werden. Braun verklebt das Gewicht mit dem Kunststoff-Kleb­stoff. Mit ihrem Zusatzgewicht von je­weils 770 Gramm konnten die drei Trans­porteinheiten weitgehend problemlos die Teststeecke mit gebogenen LGB Gleisen im Radius 3 und auch die Gegenbögen mit 16.000er-Weichen befahren. Beim Testbe­trieb mit leichteren Zusatzgewichten (450 Gramm) unter den Wagen gab es auf der Teststrecke hingegen Probleme. Zur Ver­besserung der Rolleigenschaften werden die drei Wagen mit kugelgelagerten Rad­sätzen ausgerüstet.

Die Masse machts: Ins ausgesägte Mittelteil im Chassis des Rungenwagens wird das 770 Gramm schwere Zusatzge­wicht eingeklebt.

Bauphase 3:

Kupplungen und Kupplungsbalken

Die drei Wagen werden mithilfe des Wald­bahn-Kupplungssets und zwei Kupplungs­balken miteinander verbunden. Sie eignen sich sehr gut dafür und sind durchaus vorbildgetreu. Beim Einbau der Kupp­lungstaschen ist jedoch eine veränderte Montage sinnvoll, da beim klassischen Einbau die Köpfe der Kupplungsbolzen mit den Mittelpuffern der Wagen kollidie­ren. Mit einem einfachen Trick lässt sich das umgehen: Die Kupplungen werden umgedreht montiert. Dadurch liegen sie etwas tiefer als üblich und verhindern eine Kollision mit den Mittelpuffern. Auf den Fahrbetrieb hat dieser Einbau keine nega­tiven Auswirkungen. Hinzu kommt, dass die Kette des Bolzens nicht wie üblich am Rahmen befestigt wird, sondern an einer kleinen Schraube hinter der Kupplungs­tasche. Der Vorteil: So kann die gesamte Einheit in Kurven frei ausschwenken. Die Kupplungsbalken werden im Eigen­bau hergestellt, falls vorhanden, können auch Kupplungsbalken von US-Holzwa­gen von LGB verwendet werden. Für die selbst gebauten Kupplungsbalken werden Holzleisten in einer gewünschten Länge benötigt, an deren Ende Löcher vorge­bohrt werden. Darin wird ein u-förmig gebogener Messingdraht (Stärke: 2 Milli­meter) eingeklebt. Der Eigenbau hat den Vorteil, dass der Wagenabstand und da­mit die Gesamtlänge des Verbandes nach eigenen Wünschen festgelegt werden kann. Bei unserem Bauprojekt wurden 100 Millimeter lange, 11 x 7 Millimeter gro­ße Holzleisten verwende.

Alle Teile auf einen Blick: Der Kupp­lungsbalken und seine sämtlichen Be­standteile.

Balken final: Der fertig montierte Kupp­lungsbalken wird am Schluss komplett in mattschwarzer Modellbaufarbe lackiert.

Umdrehen ist angesagt: Die Kupplungen werden umgedreht montiert, so lässt sich eine Kollision mit dem Mittelpuffer verhindern.

Bauphase 4:

Ladung herstellen

Die klassischen LGB Messingschienen eig­nen sich nicht als Ladegut. Sie sind nicht flexibel genug, um problemlos auf drei Wagen aufliegend über eine Weichen­straße zu fahren. Weitaus besser geeignet sind – ähnlich wie beim Märklin Vorbild -biegsame Schienenprofile aus Kunststoff. Maquett bietet diese Schienenprofile bei­spielsweise als Modellbauzubehör in jeder Spurweite an (für Spur G: Artikelnummer 460-58). Die Schienenprofile werden als 1.000-Millimeter-Stücke geliefert und las­sen sich entsprechend der gewünschten Länge des Wagenverbands zuschneiden. Für unseren Schienentransportwagen wurden sie auf eine Länge von 900 Milli­metern gekürzt. Als Ladung wurden fünf

Halter-Check: An aufgeklebten Haltern auf dem Drehbalken muss noch gefeilt werden, damit die Schienen genügend Spiel haben. Andernfalls wird die Kur­venbewegung eingeschränkt.

Halter-Check: An aufgeklebten Haltern auf dem Drehbalken muss noch gefeilt werden, damit die Schienen genügend Spiel haben. Andernfalls wird die Kur­venbewegung eingeschränkt.

Gleisprofile eingesetzt. Die Ladefläche wirkt dadurch ausgefüllt, wobei die La­dung keine negativen Auswirkungen auf das Fahrverhalten der Wagen hat. Die grauen Schienenprofile wurden in ihrer Farbe nicht verändert. Das entspricht dem Vorbildwagen von Märklin und bietet den Vorteil, dass die Schienen weiterhin beweglich bleiben. Ein zusätzlicher Farb­auftrag würde das gewünschte Gleiten der Schienen in den Lagern erschweren.

Bauphase 5:

Ladung auf dem Drehbalken befestigen

Um die fünf Schienen auf den Drehbalken der drei Wageneinheiten zu befestigen, wer­den auf jedem Drehbalken Halter montiert. Gehalten werden die 900 Millimeter langen Schienen von etwa 10 Millimeter langen Schienenprofil-Stückchen, bei denen der Schienenkopf abgetrennt wurde. An den beiden äußeren Haltern werden die nicht benötigten Überstände an der Außenseite entfernt Die Halter werden mit dünnflüs­sigem Sekundenkleber (z.B. Bindulin-Se­kundenkleber) verklebt Um die Halter zu montieren, wird zuerst die Position der stimmt und die beiden Halter festgeklebt Anschließend werden der Schienenhalter links und und der Schienenhalter rechts davon montiert. Am Schluss kommen die Halter für die außen liegenden Schienen an die Reihe. Wichtig ist, dass die Halter nicht zu eng gesetzt werden. Die Schienen sollen nicht eingeklemmt werden, sondern so ge­lagert sein, dass sie sich zwischen den Hal­tern bewegen können. So wird die Beweg­lichkeit bei Kurvenfahrten sichergestellt. Falls notwendig, sind die Halter mit einer Diamantfeile zu bearbeiten.

Bauphase 6:

Lackieren und Schlussmontage

Nachdem die abmontierten Teile der drei Transportwagen einschließlich der ge­kürzten Teile der Unterbauattrappen wie­der montiert wurden, werden die Ballast­blöcke seidenmattschwarz lackiert. Die zu Beginn der Umbauarbeiten demontier­ten Bremsschlauch-Attrappen werden an den beiden Enden des Spezialfahrzeugs angesteckt An den übrigen Teilen des Wa­genverbunds wird auf die Bremsschläu­che verzichtet, damit sie nicht mit der La­dung kollidieren.

Fertig montiert: Blick von unten auf den Mittelwagen mit lackiertem Zusatzge­wicht und kugelgelagerten Radsätzen.

Proberollen: Der erste Wagen aus dem Wagenverbund ist fertig und rollt test­weise mit kleinem Schienengepäck über die Gleise.

Testfahrt: Die Köf geht mit dem neuen Schienenwagen auf Testfahrt. Die Fahreigenschaften des Langwagens in Kurven und Wei-chen überzeugen.